Theodor Storm
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Theodor Storm
Weihnachtsabend
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
Drang mir ein heiser' Stimmlein in das Ohr:
'Kauft, lieber Herr!' Ein magres Händchen hielt
Feilbietend mir ein ärmlich' Spielzeug vor.
Ich schrak empor; und beim Laternenschein
Sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
Wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
Erkannt' ich im Vorübertreiben nicht.
Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
Noch immer hört' ich, mühsam, wie es schien:
'Kauft, lieber Herr!' den Ruf ohn' Unterlass;
Doch hat wohl Keiner ihm Gehör verliehn.
Und ich? War's Ungeschick, war es die Scham,
Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh' meine Hand zu meiner Börse kam,
Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
Doch als ich endlich war mit mir allein,
Erfasste mich die Angst im Herzen so,
Als säß' mein eigen Kind auf jenem Stein,
Und schrie' nach Brot, indessen ich entfloh.
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
Der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus.
Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl
Der Kinderjubel und des Markts Gebraus.
Und wie der Menschenstrom mich fortgespült,
Drang mir ein heiser' Stimmlein in das Ohr:
'Kauft, lieber Herr!' Ein magres Händchen hielt
Feilbietend mir ein ärmlich' Spielzeug vor.
Ich schrak empor; und beim Laternenschein
Sah ich ein bleiches Kinderangesicht;
Wes Alters und Geschlechts es mochte sein,
Erkannt' ich im Vorübertreiben nicht.
Nur von dem Treppenstein, darauf es saß,
Noch immer hört' ich, mühsam, wie es schien:
'Kauft, lieber Herr!' den Ruf ohn' Unterlass;
Doch hat wohl Keiner ihm Gehör verliehn.
Und ich? War's Ungeschick, war es die Scham,
Am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh' meine Hand zu meiner Börse kam,
Verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.
Doch als ich endlich war mit mir allein,
Erfasste mich die Angst im Herzen so,
Als säß' mein eigen Kind auf jenem Stein,
Und schrie' nach Brot, indessen ich entfloh.
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Anmeldedatum : 03.01.08
Oktoberlied
Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Lab; schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen und den grauen Tag vergolden, ja vergolden!
Und geht es draussen noch so toll unchristlich oder christlich,
ist doch die Welt, die schöne Welt, so glänzlich ververwüstlich.
Und wimmert auch einmal das Herz - stoss an un lass es klingen!
Wir wissen doch, ein rechtes Herz ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden!
Wohl ist der Herbst; doch warte nur, doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht, die Welt steht voller Veilchen.
Die blauen Tage brechen an, und ehe sie verfliessen,
wir wollen sie, mein wackrer Freund, geniessen, ja geniessen!
Theodor Storm (1817 - 1888)
Der Nebel steigt, es fällt das Lab; schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen und den grauen Tag vergolden, ja vergolden!
Und geht es draussen noch so toll unchristlich oder christlich,
ist doch die Welt, die schöne Welt, so glänzlich ververwüstlich.
Und wimmert auch einmal das Herz - stoss an un lass es klingen!
Wir wissen doch, ein rechtes Herz ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden!
Wohl ist der Herbst; doch warte nur, doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht, die Welt steht voller Veilchen.
Die blauen Tage brechen an, und ehe sie verfliessen,
wir wollen sie, mein wackrer Freund, geniessen, ja geniessen!
Theodor Storm (1817 - 1888)
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